Weil der zweite Band der Sehnsuchtswaldreihe nicht nur erschienen ist, sondern weil ich auch schon viele Leserrückmeldungen dazu bekommen habe, die ihn mögen. Sie mögen auch Luna, eine der Hauptpersonen, die hochsensibel ist. Ein Thema, über das viel zu selten gesprochen wird und das vielleicht bei ein paar Menschen das Verständnis füreinander fördern könnte.
Und auch freue ich mich, weil bald unsere Lebensfreudegefährten-Heftchen starten können.
Und natürlich, weil Frühling ist.
Und über einen neuen Vertrag mit dem Verlag für eine neue Reihe.
Mir ist bewusst, dass es im Moment vieles in der Welt gibt, über das man sich ganz und gar nicht freuen kann, sondern ganz im Gegenteil. Um so mehr ist das aber ein Grund, dagegenzuhalten. Mit dem, was Freude macht. Mit Zuversicht. Mit Worten und mit Bildern zum Träumen und Hoffen, die man verteilen kann. Und mit allem, was schön ist.
Ach ja, und dann noch, weil es gar nicht mehr so lange ist bis Ende Mai. Da erscheint meine Geschichte über Wünsche.
…wird es Frühling! Wieder einmal geschieht in Teilen der Welt Unfassbares, für das ich die Worte gar nicht erst suchen will. Es gibt keine für das, was ich sagen würde. Da kommt immer wieder das Gefühl der Hilflosigkeit auf, zusammen mit Wut. Und auch mit der Frage: Ist es eigentlich noch richtig, Geschichten zu erzählen? Wenn es doch so viel Wichtigeres gibt?
Dann hilft nur noch ein Spaziergang, ein Rausgehen, eine kleine Befreiung. „Einmal um den Pudding“ sagte meine Oma, geboren 1900. (Komisch, warum Pudding? die Frage habe ich damals nie gestellt. Sie hatte zwei Kriege erlebt, ihren Mann im zweiten verloren. Sie blieb immer gelassen, so wie man es ihr anerzogen hatte. Später hat sie das manchmal bereut, hätte sich im Nachinein mehr Leidenschaft gewünscht im Leben und brannte, fast neunzigjährig, spontan für einen kostbaren Tag mit ihrem Kurarzt durch.)
Auf diesem Spaziergang begegnet uns der Frühling, und aus der kleinen Befreiung wird eine große, denn groß in der Wundersamkeit ist jede dieser erstaunlichen, entschlossenen Knospen, das emsige Tun und Zwitschern der Vögel, die windstille Atmosphäre gespannter Erwatung vor dem großen Wachsen und ausgelassenen Blühen. Alles vibriert vor Leben, das im Begriff ist, wiederaufzuerstehen. Da ist ein Schwarm Schneeglöckchen, jedes Jahr dichter, das nicht welken will und sich selbst im hellen, klaren Spiegel des Fließens betrachtet.
Da ist eine verhangene Sonne, die einen ernsten und ermunternden Zauber auf einen Zweig wirft, der noch kahl ist, aber voller Pläne in den Trieben.
Und ich denke: Ja, wir müssen weiterhin Geschichten erzählen, gerade jetzt. Müssen die Bilder genießen. Müssen das Leben feiern, wo es geht, auch für die, die es gerade nicht können. Damit es lebendig bleibt, damit seinen Wurzeln nicht der Saft entzogen wird. Geschichten erzählen von der Menschlichkeit, mit Höhen und Tiefen, Größe und Abgründen, und diese unsere Menschlichkeit gilt es festzuhalten und immer wieder neu zu erzählen, auf dass sie uns nicht verlorengehe. Denn sie besitzt die Kraft und Unermüdlichkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Wie der Frühling.
Heute flatterte mir die Mail einer Leserin in den Posteingang. Sie schrieb, sie hätte den zweiten Band der Ostseetrilogie in ihrer Bücherei ausgeliehen. Und da hätte jemand das Rezept für Nicholas‘ Suppe einfach herausgerissen und mitgenommen. Nun bat sie mich, ihr eine Kopie der Seite zu schicken, damit sie diese ausdrucken und wieder in das Buch einkleben könne.
Das habe ich natürlich gern getan. Und es hat mich berührt. Dass da sich jemand entschlossen daran macht, eine im Grunde unbedeutende Kleinigkeit in seiner Umgebung ohne Aufhebens wieder in Ordnung zu bringen. Einfach so. Wenn wir das alle täten, egal worum es geht, wäre die Welt ein ganzes Stück besser. Das macht mir Hoffnung, gerade jetzt. Ich habe die Hoffnung in die Menschen noch nie aufgegeben. Und doch tut es gut, so etwas zu erleben, weil es nämlich zeigt, dass meine Hoffnung begründet ist.
Zwischen zwei Manuskripten gilt es zu recherchieren, auch vor Ort. Ebenso aber, auch mal an einem Lieblingsort den Kopf freizubekommen. Recherche bei Sturm gestaltet sich schwierig, dafür pustet der Wind wirklich alle Spinnweben aus dem Gehirn.
Wenn dann am Lieblingsort noch der Lieblingsmensch dabei ist und die tiefe Freude an der Schönheit unseres Landes teilt, dann fehlen auch einer Schriftstellerin die Worte. Außer vielleicht: DANKE!
Egal, wie viele Bücher man schon geschrieben hat, es kommen immer wieder einmal Zweifel auf. Die Frage: Ist das überhaupt irgendwie nützlich? Bringt das jemandem etwas? Bewegt man womöglich sogar unbeabsichtigt Menschen zu Entscheidungen, die nicht gut für sie sind? Besonders zwischen den Jahren stecken solche Gedanken den Kopf aus der Zeit. In diesen Tagen, da die letzen Farben vom alten Jahr von Eiskristallen bedeckt werden und Schönheit und Vergänglichkeit so besonders deutlich nahe beieinander sind. Und dann landet ein Leserbrief im virtuellen Postkasten …
Da schreibt eine Leserin, dass sie sich nach einer Trennung neu sortiert, dass sie trotz körperlicher Einschränkung begonnen hat, ihren Garten naturnaher anzulegen, dass sie voller Aufbruchsstimmung, Tatendrang und kreativer Impulse ist und dass ihr die Inselgärtenbücher bei alledem geholfen, Freude und Antrieb geschenkt haben und den Winter leichter machen.
Man hört gar nicht oft, wie es den Geschichten ergeht, die man in die Welt schickt, ins Ungewisse, und was sie dort irgendwo, irgendwann bewirken. Oder ob sie immerhin einfach gut unterhalten.
Das ist auch nicht schlimm, denn das große Abenteuer ist das Schreiben. Und dennoch, wenn solche Rückmeldungen unerwartet hereinschneien wie ein letztes Geschenk des Jahres, das für mich ein unglaubliches, wundersames war, dann macht das Mut.
Ich sitze gerade an den Korrekturen der Druckfahnen vom letzten Band der Inselgärtenreihe, und gleichzeitig an den letzten Kapiteln von Band 1 der neuen Reihe. Und es geht mir jetzt ähnlich jener Leserin. Ich kann es kaum erwarten, Neues zu beginnen. Band 2 zum Beispiel. Dann wird schon beinahe Frühling sein, mit Schneeglöckchen, Krokussen, Buschwindröschen und allem, was folgt. Wieder ein Abenteuer!
Ich wünsche allen ein wunderbares neues Jahr, voller Mut, Impulsen und schönen Überraschungen. Oft sind ja die kleinsten davon die Größten, und so bezaubernd wie ein Eiskristall an Rosen.
Niemand weiß, wie er hierherkam. Allein am Seeufer, zwischen bedecktem Himmel und gefrorener Erde schwebt er und bläst unbeirrt seine Botschaft. Ein etwas schiefes, frohes, lautlos und laut zugleich tönendes Lied von Mut, Hoffnung, Freude, Weihnacht, Licht und Lebensglück. Er ist noch klein und übt noch, aber er gibt nicht auf, egal ob ihm einer zuhört, egal ob die Sonne heute noch scheint. Und man lässt ihn in Frieden, geht staunend und mit einem Lächeln vorbei und nimmt ihn im Herzen mit, den tapferen kleinen Engel, ganz allein am Seeufer zwischen Stadt und Land, zwischen einem alten und einem neuen Jahr, für Dich und mich und uns.
Es gibt die ersten Rezensionen zu „Die Zeit der Glühwürmchen“. Und sie sind so schön. Ich bin gerührt und beglückt und so dankbar dafür, dass ich in dieser ungewissen, für viele so schweren und sorgenvollen Zeit einige Menschen ablenken und berühren kann mit meinen Geschichten. Dass ich das machen kann und darf.
… kan ich Rosa überhaupt nicht leiden. Lila auch nicht. Aber: Im Frühling atme ich gern rosa Luft ganz tief ein, an genau dieser Stelle unter der Magnolie.
Meine Mutter erzählt oft, wie sie als Neunzehnjährige aus dem Krieg heimkehrte, auf der Flucht, und inmitten eines grauen Trümmerfeldes eine blühende Magnolie stehen sah.
„Da wußte ich, es gibt trotz allem immer noch Leben und Hoffnung“, sagte sie.
Jetzt ist sie 86. Die Magnolie, die sie in ihren Garten gepflanzt hat, ist mächtig und breit und wenn die Blütenblätter fallen, liegt ein weiter, strahlender Teppich auf dem Rasen.
„Mein Leben ist erfüllt“, sagte sie gestern. „Ich habe eine Magnolie gepflanzt und sie groß werden sehen – und alles, wofür sie steht.“
Die Magnolie, die ich in meinen Garten gepflanzt habe, muss noch wachsen, aber sie ist groß genug, um darunter zu stehen und unter blauem Himmel rosa Hoffnung zu atmen.