Veröffentlicht in Leben, Naurulokki-Trilogie, Schreiben

Überfall an der Obsttheke

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„SIE!!!“
Kaum erfasst ihr Blick mich, fährt die Verkäuferin ihren Arm aus wie ein Zielfernrohr, zeigt mit dem Zeigefinger auf mich, und fixiert mich mit zusammengekniffenen Augen.
Ich zucke zusammen und sehe an mir herunter. Habe ich Hundedreck an den Füßen? Ist mir etwas in die Tasche gefallen, das ich noch nicht bezahlt habe?
„Haben Sie die Fortsetzung fertig“????
Die Fragezeichen schlingen sich beinahe sichtbar wie ein Lasso um mich. Ich öffne den Mund, um ihr zu erklären, dass…
„Von Ihrem Roman, Sie wissen schon!!! Es soll doch zwei Fortsetzungen gebn, nicht wahr? Da wird doch die eine wenigstens bald fertig sein!!!“
Ich hatte ihr Band 1 der Naurulokki-Trilogie geschenkt, weil sie immer so nett ist. Tja, und zu Werbezwecken. Das habe ich nun davon. Niedere Beweggründe rächen sich.
Sie verschwendet keine Zeit mehr auf Fragezeichen. Jetzt sind es Ausrufezeichen.
Ich hatte etwas von Recherche erzählen wollen, von Gartenarbeit und Pflichtaufgaben. Von Zeitmangel. Aber ich sehe es ein. Vor dieser grimmigen Miene hat das alles keinen Bestand. Ich schäme mich nur noch.
Dann versucht sie es auf die sanfte Tour. „Die Geschichte hat mich doch soo gefesselt,“ schmeichelt sie. „Warum, weiß ich auch nicht!“ (das „so spannend war sie doch eigentlich gar nicht“ verkneift sie sich.)
Ich verstaue hastig meine Einkäufe. Bloß nicht den Eindruck erwecken, ich würde Zeit verschwenden. Womöglich gar mit zu viel Essen.
Ich warte!!!“ sagt sie, jetzt wieder lauter. Hastig schiebe ich mein Geld über den Tresen. Verächtlich kehrt sie es in die Kasse.
„Auf die Fortsetzung!!“ sagt sie, um Mißverständnissen vorzubeugen. „Aber Sie arbeiten doch wenigstens daran…?!?!“ Die anderen Kunden drehen sich nach mir um, mit vorwurfsvollen Blicken. Sie wissen zwar nicht, worum es geht, aber aus der Miene der sonst so netten Verkäuferin geht eindeutig hervor, dass ich eine Untat begangen habe. Nun gut, ich habe sie gefesselt. Mit meiner Geschichte. Aber das war ich gar nicht, das war meine Protagonistin. Ich bin unschuldig!
Wieder zielt der Zeigefinger auf mich. In Herzhöhe. Gut, dass ich keinen Krimi geschrieben habe. Sonst würde sie mir möglicherweise genau vorführen wie das so laufen könnte in der Fortsetzung. Wer weiß, was sie unter der Theke versteckt hat. Für Notfälle. Oder Autoren, die nicht schnell genug schreiben.
Ich murmele Zuversichtliches und verlasse hastig den Laden. Es ist ja durchaus aufmunternd, dass die Fortsetzung so herbeigewünscht wird. Motivierend, so ein Schubser mit dem mahnenden Zeigefinger. Aber nun bin ich doch froh, dass ich nicht Mrs. Rowling bin, auch wenn die Zahlen auf meinem Konto die ganz falsche Farbe haben. Und es ist auch gar nicht so schlimm, dass nicht einmal die Regionalzeitung etwas über den Roman einer unbekannten Autorin in einem Kleinverlag schreiben möchte. Denn wenn auch beim Bäcker, in der Apotheke und auf der Bank so ein Zeigefinger mit einem vorwurfsvollen „SIE!!!“ auf mich geschossen würde – das wäre mir denn doch zu ungemütlich. Glaube ich.

Veröffentlicht in Leben, Schreiben

Ostseegrüße und Zeitfragen

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Ich habe euch einen Sonnenuntergang von der Ostsee mitgebracht, der ebenso kitschig wie wahr war.
Nun habe ich soviele neue Ideen mitgebracht, dass ich am liebsten nur noch schreiben würde. Aber da ist das Leben, und es ist voll schmutziger Wäsche, Unkraut, Staub auf Möbeln, unerledigter Post und Familienmitgliedern mit Anliegen. Und das ist gut so. Aber wie Zeit machen?
Die supertolle Platzierung von „Das Meer in deinem Namen“ in den Top 50 des Kindle-Shops kann helfen, wenn sie eine Weile anhält, weil ich meine Schreibzeit dann der Umwelt gegenüber mit mehr Nachdruck verteidigen kann.
Und ein Gedanke tröstet mich: Wenn ich viele Tage und Monate an einem Buch schreibe und eine handvoll Leser liest die Geschichte in ein paar Stunden, dann ist das nicht effektiv. Aber wenn sehr viele Leser es lesen und jeder hat ein paar schöne Stunden dabei, dann habe ich eigentlich irgendwann Zeit vermehrt – vervielfältigt – irgendwie – oder?

Veröffentlicht in Leben, Naurulokki-Trilogie, Schreiben

Freude und Zweifel

Hier werden wir bald ein paar Tage verbringen und ich freue mich darauf – aber ich habe wie immer Zweifel, ob ich das alles schaffe bis dahin. Peters Rollstühle, Beatmungsmaschinen und Zubehör wie Absaugkatheter, Pumpen, sterile Handschuhe etc etc. alles einzupacken und nichts zu vergessen ist jedes Mal eine Herausforderung vor der ich stehe wie vor einer Wand.
Aber wir schaffen das.
Dabei hilft mir die Freude über die überwältigenden Rezensionen für den Roman „Das Meer in deinem Namen“ bei Amazon.
Also hoffe ich mal, dass wir bald an der Ostsee sind und ich Inspirationen für Band 2 tanken kann – obwohl, im Kopf ist der schon fertig…
Jetzt muss ich nur mal tief durchatmen und die Pack-Panik beiseite schieben.
Ein großes Danke euch allen da draußen für die Kraft, die ihr mir gebt, indem Ihr meine Bücher lest!
PS: Wir haben übrigens keine Yacht und auch sonst kein Boot. Aber Träumen im Hafen und Himmel, Wasser, Boote und Menschen beobachten ist einfach wunderschön.